User nehmen die Qualität von Geschäftsprozessen unterschiedlich wahr. Aufgrund fehlender Methodenausprägung wird im agilen Geschäftsprozessmanagement die unterschiedliche subjektive Wahrnehmung der User bisher nur unzureichend beachtet. User Experience Design wird beispielsweise in der Produkt- oder Software-Entwicklung eingesetzt, um die subjektive Wahrnehmung bzw. die Erfahrung der User zu erfassen. Darüber hinaus wird die User Experience in der Produkt- und Software-Entwicklung eingesetzt, um die subjektive Wahrnehmung bzw. die Erfahrung der User - die User Experience - zu bewerten, um diese gezielt bei der Produktgestaltung zu berücksichtigen.
Ein Defizit besteht in der Einbindung von Ansätzen, welche die Akteure gezielter erfassen können. Akteure brauchen in allen Phasen des Prozesses Kompetenzen, um die an sie gerichteten Anforderungen zu bewerkstelligen. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Geschäftsprozess durchgeführt wird und sich die Akteure neue Praktiken aneignen.
Das Projekt PRIME verfolgt das Ziel, Metriken zur kontinuierlichen Messung und Bewertung der subjektiven Wahrnehmung der Prozessbeteiligten bei der Durchführung von Interaktionsprozessen (eng. Process Experience, PX) zu definieren und in realen Anwendungsszenarien zu evaluieren. Die Metriken zur PX sollen gestützt durch eine digitale Plattform in die Arbeitsprozesse integriert werden, sodass eine kontinuierliche Messung und Bewertung zur Verbesserung der Arbeits- und Interaktionsprozesse gewährleistet werden kann.
Durch das Verbundprojekt sollen somit adäquate Sprachen, Werkzeuge und Vorgehensweisen zur Integration der Menschen in die künftigen Veränderungsprozesse zur Verfügung gestellt werden. Dabei bildet die Process Experience Analyse (PEA) die direkte Schnittstelle zum Anwender ab. Dieses Modul beinhaltet die Erfassung und Evaluierung der subjektiven Wahrnehmung. Diese Ergebnisse werden anschließend im Process Experience Management (PEO) gesammelt. Hierbei wird mit Hilfe einer Metrik die subjektive Wahrnehmung ausgewertet und Verbesserungspotentiale vorgeschlagen. In dem Modul Process Experience Optimization (PEO), werden die Daten aus PEA und PEM kontinuierlich überwacht und Optimierungspotential identifiziert.
A: Analyse
Arbeitspaket A beinhaltet die Erstellung und Analyse von Betriebsfallstudien, sowie eine Untersuchung des State-of-the-art. Dabei werden die Betriebsfallstudien so spezifiziert, so dass eine zielgerichtete Projektfortsetzung ermöglicht werden kann. Die dabei definierten Anforderungen sind Grundlage der nachfolgenden Arbeitsschritte. Auch wird bei Erreichen dieses Meilensteins das Instrumentarium für die Szenarien der Betriebsfallstudien weitgehend bestimmt sein, so dass auch aus dieser Perspektive die Grundlage für die weitere Projektarbeit festgelegt ist. Des Weiteren werden agile Entwicklungsmethoden, Prozessbeschreibungstechniken und arbeitswissenschaftliche Konzepte analysiert.
B: Etablierung
Basis der im Projekt PRIME vorzunehmenden methoden- und systemorientierten Entwicklungen sind vorhandene Methoden und Systeme, welche zu einem großen Teil von den Projektpartnern selbst entwickelt worden sind (Hochschulen und Technologielieferanten). Dies verspricht neben der sehr guten Kenntnis ihrer Funktionsweisen und Fähigkeiten auch eine effiziente und effektive Weiterentwicklung. Letztere ist im beschränkten Umfang notwendig, um diese Basiskomponenten für den Einsatz in der PROTASTIC-Plattform zu befähigen. Die im Rahmen dieses Arbeitspakets durchzuführenden Arbeit werden vornehmlich von den PRIME-Projektmitarbeitern durchgeführt. Hinzu kommen Kapazitäten der jeweiligen Arbeitsgruppen an den Hochschulen und bei den Technologiepartnern, welche bereits intensiv mit den Basiskomponenten gearbeitet haben.
C: Konzeption
Die im zweiten Arbeitspaket weiterentwickelten Basiskomponenten werden in diesem Arbeitspaket zur PROTASTIC-Plattform integriert. Hierbei ist vor allem Abstimmungs- und Integrationsarbeit zu leisten, so dass diese Komponenten homogen zusammenarbeiten können. Es ist zu beachten, dass die Entwicklung so abgestimmt wird, dass die PROTASTIC-Plattform sukzessive in den Anwendungsszenarien eingesetzt werden kann. Hierzu wird eine agile Vorgehensweise, d.h. die inkrementelle und iterative Entwicklung und Einführung, ausgehend von den in Phase 1 gewonnen Erkenntnissen, genutzt. Diese Vorgehensweise erlaubt zudem, in kurzen Abständen Feedback der Stakeholder, wie z.B. der Anwendungspartner bzw. deren Beschäftigten und Kunden, aufzunehmen und in die weitere Entwicklung einfließen zu lassen. Ermöglicht wird dies durch die offene webbasierte Plattform „PROTASTIC“. Weiterhin wird die PROTASTIC-Plattform einem speziell ausgewählten Kreis von Anwendern, sogenannte Key-User, zur Verfügung gestellt und nach entsprechenden Akzeptanztests, wird der Anwenderkreis sukzessive erweitert.
D: Umsetzung
Dieses Arbeitspaket fokussiert die Installation und der Bereitstellung der PROTASTIC-Plattform bei den Anwendern. Die PROTASTIC-Plattform ist als lauffähiges Anwendungssystem bei den Anwendungspartnern installiert und wird im prototypischen Betrieb verwendet.
E: Evaluation
Der prototypische Betrieb der PROTASTIC-Plattform wird von Anfang an wissenschaftlich begleitet. Zwei Ziele stehen dabei im Vordergrund. Zum einen ist es die ständige Verbesserung des Betriebs der verschiedenen Anwendungssysteme (auf BASIS der PROTASTIC-Plattform). Zum anderen ist es, Erkenntnisse für einen nachhaltigen Betrieb der PROTASTIC-Plattform in ggf. weiteren, zukünftigen im Rahmen des Projektes evaluierten Anwendungsszenarien vorzubereiten. Wesentlich ist dabei, zu monitoren, wie sich die Interaktionsarbeit zwischen Dienstleistern bzw. dessen Mitarbeitern und Kunden verändern und welche Folgen dies für die Akzeptanz bei allen Beteiligten im Sinne ihres Commitments und die Verbesserung der Interaktionsprozesse hat.
Die Evaluation und Sicherung der Anschlussfähigkeit wird von den PRIME-Projektmitarbeiter/innen in enger Abstimmung mit den bei den Anwendern involvierten Personen vorgenommen.
F: Wissenstransfer
Der ständige Diskurs der Projektidee projektintern als auch mit externen Fachleuten und potentiellen Anwendern wird als eines der wesentlichen Projektziele betrachtet. Dieses Arbeitspaket definiert Maßnahmen zur projektinternen und –externen Publikation der Projektidee. Es bereit auch die nachhaltige Verwendung der Projektergebnisse in zukünftigen Projekten vor.
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt PRIME setzt sich aus verschiedenen Projektpartnern zusammen. Dabei kann zwischen Anwendungs-, Forschungs- und Technologiepartner differenziert werden.
Anwendungspartner:
EXPORTVERPACKUNG Sehnde GmbH
Als Partner im Verbundprojekt liefert die EVS das Anwendungsszenario „Industrie“. Klassisches produzierendes Gewerbe in Kombination mit anspruchsvollen projektbasierten Logistikdienstleistungen ermöglichen es den Anwendungskontext der zu entwickelnden Plattform „PROTASTIC“ direkt mit Fachanwendern unterschiedlicher Fachbereiche zu analysieren. Für die konkrete Validierung der Ergebnisse und Artefakte stehen durch die EVS hochkomplexe Logistik-Outsourcing-Projekt zur Verfügung.
b.i.g.- Gruppe
Im Rahmen des Verbundprojektes steht durch die Partnerschaft mit der b.i.g.-Gruppe ein horizontal diversifiziertes Geschäftsmodell im Dienstleistungssektor als Anwendungsszenario zur Verfügung. Das Anwendungsszenario ermöglicht es heterogene Dienstleistungen in adaptive Prozesse zu integrieren und hierbei zielgerichtet unterschiedliche Fachanwender über die PROTASTIC-Plattform zu orchestrieren.
Stadtverwaltung Konstanz
Eine umfassende Validierung der PROTASTIC-Plattform und der im Rahmen des Verbundprojektes generierten Ergebnisse benötigt möglichst diversifizierte Anwendungsszenarien. Die Stadtverwaltung Konstanz steht vor der konkreten Herausforderung des kulturellen und strukturellen Wandels innerhalb der Organisation. Zudem werden im Rahmen des aktuellen Projektes „Change 2030“ sukzessive Prozesse hinterfragt und reorganisiert. Damit liefert die Stadtverwaltung Konstanz den konkreten Anwendungsfall einer sich im (digitalen) Wandel befindlichen Organisation.
Technologiepartner:
AXON IVY AG
Im Rahmen des Verbundprojektes wird die Workflow-Engine „Axon.ivy Digital Business Platform“ eingesetzt um Prozessteile der koordinativen Arbeitsabläufe digital abzubilden. Prozessorchestrierung, Aufgabenverwaltung, dynamisches Case Management, Unterstützung unstrukturierter Prozesse, Security- und Rollenmanagement, sowie Versionsmanagement werden damit im Rahmen des Verbundprojektes „out ofthe box“ in Teilen der Prozesse integriert.
bamero AG
Als Verbundprojektpartner integriert die bamero AG ihr Dienstleistungsportfolio zielgerichtet in das Verbundprojekt. Die Expertise der bamero AG ermöglicht die Übertragung der generierten Forschungsergebnisse in eine neue innovative Plattform „PROTASTIC“ welche zugleich eine intuitive Modellierungsplattform für Nicht-Fachanwender darstellt.
Forschungsparnter:
Zentrum der Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK).
Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) ist ein wissenschaftliches Zentrum der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit Schwerpunkten in der angewandten Forschung und der Politikberatung. Thematische Schwerpunkte stellen Beschäftigung, Qualifizierung und regionale Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung dar. Das Institut verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und bringt ins Projekt seine Vorerfahrungen zu sozialen Innovationen ein.
Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Angewandte Informatik IV.
Der Lehrstuhl für Angewandte Informatik fokussiert zwei Aspekte von Informationssystemen. Zum einen konzentriert er sich auf die Rekonstruktion logischer Grundlagen von Informationssystemen; zum anderen strebt er die Umsetzung theoretischer und konzeptioneller Ergebnisse in praktische Informationssysteme an. Darüber hinaus stellt er Technologien für die Ausführung deklarativer Prozesse zur Verfügung.
HTWG Konstanz, Institut für Prozesssteuerung („kips“)
Die zielgerichtete Steuerung der Geschäftsprozesse gehört zu den zentralen Führungsaufgaben eines Unternehmens oder einer Institution. Im Rahmen der anwendungsorientierten Forschung im kips sollen Leitlinien, Instrumente und Werkzeuge entwickelt werden, welche diese Integration auch in der betrieblichen Anwendung umsetzbar machen.
Als Beitrag für das Verbundprojekt fokussiert das Institut für Prozesssteuerung die anwendungsnahe Umsetzung der Methoden und Werkzeuge und fungiert somit als Bindeglied zwischen der Konzeptentwicklung und der Umsetzung der Projektideen bei den Anwendungspartnern.
Auf den nachfolgenden Seiten wird das Forschungsprojekt „PRIME– Prozessbasierte Integration menschlicher Erwartungen in digitalisierten Arbeitswelten“ präsentiert. Hierzu wird der theoretische Hintergund, das Projektziel sowie die zu entwickelnde Lösung dargelegt.
PROJEKTÜBERSICHT
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt PRIME wird im Rahmen des Programms „Zukunft der Arbeit" (02L18A040ff.) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Projektlaufzeit ist vom 01.03.2020 bis 28.02.2023.
|
|
|
Ausgangslage | Ziel | Lösung |
Aktuell werden bereits Prozesse entlang einer Wertschöpfungskette digital unterstützt. Allerdings wird oftmals die Kritik geäußert, dass diese Unterstützung die Entscheidungsspielräume zum einen entscheidend einschränkt und zum andere kaum an die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der Beteiligten eingeht. Diese Bereiche „flexibler“ und „individueller“ zu gestalten, ist primäres Anliegen dieses Projektvorhabens. |
Untersucht wird, inwieweit digital unterstützte Interaktionsarbeit flexibel und individuell, d.h. menschbezogen gestaltet werden kann. Um diese Umgestaltung zu begleiten und zu bewerten, wird intensiv auf arbeitswissenschaftliche Methoden zurückgegriffen. Das daraus resultierende System, soll den beteiligten Praxispartnern dabei helfen, ihre digital unterstützten Interaktionsprozesse effizienter und vor allem menschzentrierter zu gestalten und zu implementieren. | Eine digitale Plattform stellt die Lösung des Projektes dar. Die Plattform soll Unternehmen unterstützen, die Interaktionsarbeit zu verbessern. Mit Hilfe einer dafür entwickelten Metrik soll eine bestmögliche Arbeitszufriedenheit erreicht werden. Mitarbeiter werden individuelle Fragen und Beantwortungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt, welche mittels der Plattform ausgewertet werden. |